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Erster Filmpreis für GeschlechterGerechtigkeit im Kurzfilm vergeben

25. April 2018

Es ist vollbracht, der (vermutlich) international erste Filmpreis für GeschlechterGerechtigkeit ist verliehen! Den Goldenen Reiter* für GeschlechterGerechtigkeit im Kurzfilm des 30. Filmfestes Dresden erhält der Hamburger Regisseur Jon Frickey für “Neko no Hi – Cat Days”.

Ausführliche Begründung der Jury

Der Animationsfilm “Neko no Hi – Cat Days” ist stilistisch und formal für Kinder gemacht. Er bietet jedoch eine wunderbare, weit über das Zielpublikum Kinder hinausreichende, inhaltliche Tiefe für jede*n Menschen*.

Die Geschichte: beim Anblick eines rosa gefärbten Spielzeug-Panzers muss Jiro, ein etwa achtjähriger japanischer Junge niesen. Wie sich im Krankenhaus herausstellt, ist Jiro erkrankt an einer Grippe, die eigentlich nur Katzen bekommen können. Katzengrippe – mit diesem Bild beginnen der Filmheld und sein alleinerziehender Vater über Identität und das Junge-Sein nachzudenken. Die finale Diagnose spitzt das Nachdenken noch zu: Jiro hat nicht nur Katzengrippe, sondern auch die DNA einer Katze. Er sollte nach Meinung der Ärztin auch wie eine Katze behandelt und erzogen werden. Mit schockierender Absurdität nimmt uns der Film mit und lässt uns in einen jungen Menschen in der Phase der Selbstfindung und -bestimmung eintauchen.

Die Krankheit des Jungen spielt schnell keine Rolle mehr, denn der Film dreht sich im Kern um die systematische Oktroyierung geschlechtlicher Rollenbilder durch die Gesellschaft. Durch welches Verhalten wird ein Mensch als Junge* oder Mädchen* gelesen? Weil Jungen* mit Panzern spielen und Mädchen* im Wald Natur-Kaputtmachen? Nein, der Film gibt darauf eine eindeutige Antwort: Menschen leben ihr Geschlecht, weil Jede*r sich dafür entscheidet, so zu leben, wie mensch* es möchte. Rollenbilder, die die Gesellschaft anbietet können, ja dürfen nicht aufgebürdet, sondern sollen hinterfragt werden. Im Film wird die Fremdzuschreibung von Geschlecht über die Absurdität des „Der Junge ist eine Katze“ offengelegt und bloßgestellt. Die Pointe: Wege zur eigenen Identität, nicht nur geschlechtlich, sind frei und dürfen selbst gegangen werden. Jiro will ein Superhelden-Panzermonster werden, seine Freundin eine Karate-Prinzessin. Gut so.

Die Entwicklung der geschlechtlichen Idendität setzt die Freiheit zur Selbstdefinition voraus. In medizinischen Diagnosen wird besonders Trans- und Interpersonen diese Freiheit oft nicht zugestanden. Dem setzt der Preisträgerfilm ein ermutigendes und „Be whatever you want to be.“ entgegen. Animiert für Kinder, fordert er jeden Menschen zu selbstbewusster Authentizität auf. Leben wir das, was wir wirklich fühlen! Der Gewinner des Goldenen Reiter* für GeschlechterGerechtigkeit ist Neko no Hi – Cat Days von Jon Frickey

*Wir berücksichtigen geschlechtliche Vielfalt.