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Die Erfindung der Gruppe. Vielfaltpädagogische Antworten auf „Wir“ und „die Anderen“

Galerie KUB (Kunst- und Bauschlosserei)
Kantstraße 18
04275 Leipzig
Mitglieder der beteiligten Organisationen, inkl. Verpflegung 25,00 EUR
Nichtmitglieder der beteiligten Organisationen, inkl. Verpflegung 35,00 EUR

In der öffentlichen Diskussion wird aktuell ein „Wir“ stark gemacht, welches im deutlichen Gegensatz zu „den Anderen“ steht. Dieses „Wir“ wird verstanden als „wir Deutschen“, „wir Gastgeber“, „wir von hier“. Davon werden bestimmte Vorrechte gegenüber Menschen abgeleitet, welche nicht dem „Wir“ zugerechnet werden, weil sie sich in Herkunft, Lebensstil oder Einstellung vom diffusen Ideal der „Wir“-Gruppe unterscheiden.

Diese „Anderen“ sind Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrungen, aber auch queer und alternativ lebende Menschen. Sie werden als grundlegend unterschiedlich beschrieben und als defizitär, hilfsbedürftig oder gefährlich konstruiert. So heterogen diese Gruppen auch sein mögen, „die“ sind halt anders, anders im Sinne von problembehaftet. Einerseits wird gefordert sich anzupassen und möglichst unauffällig zu sein, in Traditionen, Sitten und reaktionären Heimatvorstellungen aufzugehen. Andererseits wird mit Drohungen und reeller Gewalt unmissverständlich klar gemacht, dass „die Anderen“ im besten Falle zu verschwinden haben.

Im Widerspruch zu diesen aggressiven Ausgrenzungsprozessen, wird das Selbstbild der „Wir“-Gruppe als aufgeklärt, gleichberechtigt und basisdemokratisch konstruiert. Dabei werden bestehende individuelle Unterschiede und subjektive Verhältnisse verschleiert. Es entstehen Erzählungen zu regionalen Identitäten, welche Ausgrenzungen und Diskriminierung gegenüber den „Anderen“ auch für junge Menschen als normales, angemessenes Alltagshandeln erscheinen lassen.

Eine vielfaltpädagogische Praxis bietet Antworten für einen kritisch-reflexiven Umgang mit den beschriebenen Wir-Die-Verhältnissen. Jugendarbeit, die sich auf die Lebenswelt ihrer Adressat*innen und deren Alltagserzählungen bezieht, ist in der Lage, Konstruktionsprozesse zu entsprechenden Kollektiven offenzulegen, Ablehnungshaltungen abzubauen und die Handlungsfähigkeit ihrer Adressat*innen zu erweitern. Ziel ist es, Vielfalt als gemeinsamen Gestaltungsrahmen nutzbar zu machen. Die Veranstaltung lädt die Teilnehmenden zur Fortführung der Fachdiskussion über vielfaltpädagogische Strategien im Umgang mit völkischen Mobilisierungen und Ablehnungshaltungen ein.

Die Veranstaltung wird von der AGJF Sachsen e.V. in Kooperation mit der Landesfachstelle Mädchen*arbeit und Genderkompetenz, der Landesfachstelle Jungen*arbeit Sachsen und der Amadeu Antonio Stiftung organisiert. Gefördert durch das Bundesprogramm Demokratie leben! sowie das Landesprogramm "Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz".

Referent*innen: Dr. Meltem Kulaçatan, Dr. Matthias Quent
Methoden: Input, Gruppenarbeit, Fallbesprechung
Zielgruppe: Fachkräfte der Jugendhilfe und Soziale Arbeit

Ansprechpartner*in: Kai Dietrich
Telefon: (0371) 5 33 64 – 24