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Deutsche Dokumentation einer queeren Lebens- und Schaffensgeschichte gewinnt den LUCA - Filmpreis für Geschlechtergerechtigkeit

24. April 2023

Betina Kuntzsch, Berliner Fotografin, Videokünstlerin und Filmemacherin - Quelle: Wikipedia
Betina Kuntzsch, Berliner Fotografin, Videokünstlerin und Filmemacherin – Quelle: Wikipedia

Die Jury des LUCA Filmpreises für Geschlechtergerechtigkeit beim 35. International Short Film Festival Dresden 2023 hat einen würdigen Preisträgerfilm gekürt. Der LAG Jungen und Männerarbeit Sachsen e.V. gratuliert herzlich der Berliner Fotografin, Videokünstlerin und Filmemacherin Betina Kuntzsch. Mit LOïE FULLER – DIE ELEKTRISCHE FEE (Deutschland 2022) hat sie eine kreative Kurzdoku über Leben und Werk einer fast vergessenen queeren Künstlerin des frühen 20. Jahrhunderts geschaffen.

Die Begründung der Jury

“Wir würdigen einen vielstimmigen und elektrisierenden Film, in dem historisches Bildmaterial mit Animation und eindringlicher Musik verfließt, um  eine queere Pionierin visueller Kunst zu portraitieren, sowie deren Beziehung zu einer Frau: Loïe Fuller und Gab Sorère. Gemeinsam machten sie im 19. Jahrhundert in den USA und Europa den Serpentinentanz populär. Der gleichsam archäologischen Filmarbeit gelingt im selben Atemzug ein kritischer Blick auf die vorherrschende Geschichtsschreibung des Mediums Film, die auch eine Geschichte der Ausbeutung und des Vergessens ist. Eine, in der die Namen der Brüder Lumière ganz selbstverständlich ihren Platz neben Begriffen wie Lichtspiel oder Serpentinentanz beanspruchen, während die Namen der etwa weiblichen Visionärinnen, die diese Kunst prägten, meist fehlen.

Auch die Filmemacherin, die wir würdigen, ist eine vielseitige, interdisziplinäre Künstlerin. Ihre Arbeit ist ein Flickenteppich an Materialien und künstlerischen Zugängen. Sie zeigt mit ihrem eigenen Schaffen und jenem von Loïe Fuller, das sie uns ins Gedächtnis ruft, dass queere Kunst über schale Identitätszuweisungen hinaus geht – dass sie Grenzen des Erzählens, der Blicke und Bilder überschreitet, um neue Perspektiven auf die Geschichte und letztlich auf unsere Gegenwart zu schaffen.”

Über den Preis

LUCA, der Filmpreis für GeschlechterGerechtigkeit, setzt ein klares Zeichen für die Akzeptanz aller Geschlechter, gegen Sexismus und gegen jede Diskriminierung. Die nominierten Filme machen Lebens- und Liebesweisen sichtbar, die Normen in Frage stellen. Sie zeigen die Kraft von Liebe, Akzeptanz und Solidarität und plädieren dafür, selbstbestimmt in Freiheit zu leben.

Der LUCA – Filmpreis für Geschlechtergerechtigkeit wurde 2023 zum sechsten Mal ausgelobt. Das Preisgeld von 2000 Euro wurde vom LAG Queeres Netzwerk Sachsen e.V., dem FrauenBildungsHaus Dresden e.V. / Genderkompetenzzentrum Sachsen und dem LAG Jungen- und Männerarbeit Sachsen e.V. gestiftet. Ein Vorjury mit Mitgleidern aus den beteiligten Stifter*innen-Organisationen aus den Wettbewerbsfilmen die Auswahl zum Nominierten-Screening zusammengestellt.

Die Nominierten zum LUCA 2023

  • Muss ja nicht sein, dass es heute ist (Sophia Groening, Deutschland 2022, 7:42 min)
  • To Write from Memory (Emory Chao Johnson, USA 2023, 19 min)
  • Heimweh (Maja Bresink, Deutschland 2022, 6:59 min)
  • Loïe Fuller – die elektrische Fee (Betina Kuntzsch, Deutschland 2022, 16 min)
  • Einmal wieder dieser Junge sein (Jan Koester, Lisa Violetta Gaß, Deutschland 2022, 7:30 min)
  • Um Caroço de Abacate (Ary Zara, Portugal 2022, 19:38 min)
* Wir respektieren geschlechtliche und sexuelle Vielfalt.