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Vater* sein ... Elternwerkstatt und Seminar zu Väterarbeit- und politik mit Markus Theunert

15. September 2017

Eine interessierte Zuhörer*innenschaft folgte dem Vortrag des Schweizers Markus Theunert während der Elternwerkstatt am Abend

 

 

 

Unter dem Titel „Vater* sein …“ trafen sich am 11. und 12. September 2017 interessierte Eltern und Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe in Görlitz zu einer Elternwerkstatt und einem Werkstattgespräch. Da das Thema Vater*schaft sowohl in der Jungen*- als auch in der Männer*arbeit präsent ist, gelang mit diesem erstmalig erprobten zweiteiligen Format eine erkenntnisreiche und fachlich tiefgehende Kooperation der beiden sächsischen Landesfachstellen für Jungen*- und Männer*arbeit. Die Veranstaltung wurde mitorganisiert vom Facharbeitskreis Jungenarbeit Görlitz, dem Lokalen Bündnis Görlitz für Familie sowie der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Görlitz, Romy Wiesner. Eingeladener Fachmann zum Thema war Markus Theunert. Der Schweizer Psychologe ist einer der bekanntesten Vertreter der Schweizer Männerbewegung, Buchautor („Männerpolitik. Was Jungen, Männer und Väter stark macht“) und er war der erste staatliche Männerbeauftragte im deutschsprachigen Raum.

Wie Väter* ihre Söhne* und Töchter* prägen – Vortrag und Elternwerkstatt

In der Abendveranstaltung fand der Vortrag von Markus Theunert reichhaltige Resonanz. Theunert legte vor allem fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse über die Vorteile aktiven Vater*seins dar. Dazu zählen unter anderem das Wohlbefinden und Widerstandsfähigkeit von Kindern, deren und die väterliche Lebenszufriedenheit, die Vorteile aktiver Vaterschaft für spätere Stressbewältigung und Frustrationstoleranz, sowie für realistische Selbstwirksamkeitserwartungen und positiven Selbstwert der Kinder. Auch der Einfluss engagierter Vaterschaft auf Impulsivität und Hyperaktivität bis hin zur im Erwachsenenalter größeren Beziehungszufriedenheit kam zur Sprache.

Das Görlitzer Elternpublikum diskutierte anschließend an vier Thementischen, wie es Vätern* leichter gemacht werden kann, sich in aktiven Vaterrollen zu engagieren und andere von den Vorteilen zu überzeugen. Themenbereiche waren hier unter anderem aktive Väter* in KiTa und Schule, aktive Väter* als aktive Partner, der prägende Einfluss von Vätern auf die Entwicklung von Töchtern und Söhnen sowie aktive Väter im Kontext von Geschlechtervielfalt und Geschlechtergerechtigkeit.

Väterarbeit und Väterpolitik – ein Werkstattgespräch

Am folgenden Tag wurde die Diskussion über gelingende Vaterschaft in die Fachwelt übertragen. Aus Sicht einer emanzipatorischen Jungen* und Männer*politik ist dabei klar: Engagierte Väter fallen nicht vom Himmel; es braucht politische, wirtschaftliche und kulturelle Rahmenbedingungen, die eine alltagsnahe väterliche Präsenz fördern. Im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe ist die Arbeit mit Jungen* eine gute Möglichkeit, Vater-werden zu thematisieren und für Väterengagement einzutreten. Im Werkstattgespräch stellte Markus Theunert seine Arbeit und Erfahrungen aus der männerpolitischen Arbeit des Dachverbands progressiver Männer- und Väterorganisationen männer.ch und aus dem internationalen Programm MenCare zur Diskussion. Diese Diskussion gelang der gut besetzten Runde fachlich sehr tief greifend; sie wurde durch ein Podiumsgespräch weiter fokussiert. Die Fachkräfte nahmen positive Impulse – sowohl für die eigene Positionierung als auch die praktische Arbeit für Väter* und deren Interessen – mit nach Hause.

Rückfragen zum Thema und Anfragen zu weiteren regionalen Fachveranstaltungen bitte an: Peter Bienwald (peter.bienwald@juma-sachsen.de) oder Frank Scheinert (frank.scheinert@juma-sachsen.de)

Das * steht für die Berücksichtigung geschlechtlicher Vielfalt.

Podiumsgespräch mit Peter Bienwald, Markus Theunert, Romy Wiesner und Frank Scheinert (Bildmitte, v.l.n.r.)