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Fachexpertise zur geschlechterreflektierenden Arbeit mit jungen Menschen in Sachsen veröffentlicht

3. Februar 2020

“Alle Kinder und Jugendlichen haben per Gesetz einen Anspruch auf ein gesundes Aufwachsen, eine freie Persönlichkeitsentwicklung und gleichberechtigte Entwicklungschancen. Einrichtungen und Angebote der Kinder- und Jugendhilfe in Sachsen stehen allen Kindern und Jugendlichen offen; sie sollen unterschiedliche Lebenslagen berücksichtigen [und] Benachteiligungen abbauen.” Dieses Zitat der Sächsischen Staatsregierung zielt auf den Abbau von Benachteiligungen aufgrund der geschlechtlichen und sexuellen Identität.

Aktuelle wissenschaftliche, gesellschaftliche und juristische Wandlungsprozesse bestätigen die Vielfalt von Geschlecht und Sexualität. Die Schaffung eines dritten positiven Geschlechtseintrages und die Öffnung der Ehe für Alle sind Beispiele dafür. In der Kinder- und Jugendhilfe existieren im Freistaat für Mädchen*- und Jungen*arbeit differenzierte Leitlinien. Diese entwickeln jedoch kaum Bezüge zur pädagogischen Arbeit mit Trans*-, Inter*-, queeren oder nicht-binären Kindern und Jugendlichen. Für die Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe erfordert dies eine entsprechende Sensibilisierung in Strukturen, Angeboten und Settings.

In Sachsen ist es nun bundesweit erstmals gelungen, eine Fachexpertise zu erstellen, welche die Perspektiven von Mädchen* und Jungen* sowie queeren Kindern und Jugendlichen zusammendenkt. Herausgegeben wird sie von der Landesarbeitsgemeinschaft „Mädchen und junge Frauen in Sachsen” e.V., der Landesarbeitsgemeinschaft Queeres Netzwerk Sachsen e.V. und der Landesarbeitsgemeinschaft Jungen- und Männerarbeit Sachsen e.V.  Über 20 Fachkräfte und Praktiker*innen aus der Kinder- und Jugendhilfe führten innerhalb eines partizipativen Prozesses über zwei Jahre einen breiten und intensiven Dialog. Das Produkt dieses Beteiligungsprozesses liegt nun für Fachkräfte und Multiplikator*innen der Kinder- und Jugendhilfe vor.

Jungen*arbeit, Mädchen*arbeit und die Arbeit mit Inter*-, Trans*- und nicht-binären Kindern und Jugendlichen klingen wie einzeln abgrenzbare Fachgebiete. Die Lebenswirklichkeiten, Chancen und Möglichkeiten von Mädchen*, Jungen* und queeren Kindern und Jugendlichen wie Teilhabe, Anerkennung und Selbstverwirklichung sind in unserer Gesellschaft unterschiedlich. Dass sie dennoch grundlegend verbunden sind, verdeutlicht der gemeinsame Bezug zu Geschlechterreflexion und die Analyse gesellschaftlicher Machtdynamiken mit Blick auf Geschlecht. Deshalb ist eine gemeinsame Expertise, welche Jungen*, Mädchen*, Inter*-, Trans*- und nicht-binäre Kinder und Jugendliche zusammendenkt und dennoch differenziert betrachtet und beschreibt, sinnvoll und erforderlich. Diese ermöglicht es nun erstmals, mittels einer geschlechterinklusiven Herangehensweise die Zusammenarbeit dieser Fachrichtungen zu denken und mit Leben zu füllen.

Neben der pädagogischen Relevanz ist die Fachexpertise politisch wirksam und dient Entscheidungsträger*innen zur Implementierung geschlechterreflektierender Arbeit als Bildungsziel und innerhalb der Jugendhilfeplanung. Sie animiert zum Ausbau nachhaltiger und vielfaltssensibler Strukturen. Land und Kommunen können hierbei Impulsgeber*innen sein. Alle Beteiligten und Verbündeten sind herzlich eingeladen, zur Umsetzung der Fachexpertise beizutragen.

Die Fachexpertise wird am 28.04.2020 in der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung in Dresden der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Ein Download und die Bestellung von Druckexemplaren der Fachexpertise sind über die Websites der drei Landesarbeitsgemeinschaften möglich.