Freie Kohle für freie Bürger*innen? – Gender und Klima
12. August 2019
Zum zweiten Mal fand vom 3. bis zum 12. August in Pödelwitz südlich von Leipzig ein Klimacamp statt. Anlass dazu waren u.a. die klimaschädliche Braunkohle-Förderung im Mitteldeutschen Kohlerevier sowie die immer noch geplante Abbaggerung des Dorfes Pödelwitz. Dank Anreizen und Druck des Tagebaubetreibers MIBRAG leben dort nur noch 27 Menschen. Das Klimacamp wurde von zahlreichen lokalen Akteur*innen und Strukturen sowie von bundesweit aktiven Bündnissen wie ‚Ende Gelände‘, ‚Alle Dörfer bleiben‘ oder der ‚Degrowth Summer School‘ organisiert.
Nachdem die LAG Jungen- und Männerarbeit Sachsen 2018 schon durch einen Referenten mit einem Workshop zu Kritischer Männlichkeit vertreten war, wurde dieses Jahr in einem weiteren Workshop nach den Verbindungslinien zwischen Geschlecht und Klima gesucht. Die Kategorie ‚Geschlecht‘ ist tief in gesellschaftliche Strukturen, in fast alle Institutionen sowie in individuelle Identitäten und Rollenbildern eingeschrieben. Deshalb gehen Forschungen zum Thema davon aus, dass kaum ein klimapolitisches Handlungsfeld nicht auch eine Gender-Dimension beinhaltet.
Der Workshop war in einer Reihe thematisch ähnlicher Angebote in den Rahmen der Degrowth Summer School platziert. Nach einer kurzen Aufwärmübung und der Vorstellung der LAG ging es richtig los: anhand von Zeitungsartikeln suchten die Teilnehmenden nach genderspezifischen Unterschieden bei Ursachen für den Klimawandel, bei der Betroffenheit von Folgen des Klimawandels sowie beim Umgang mit und den Folgen von klimapolitischen Maßnahmen. Beim Zusammentragen der Aspekte wie Ressourcenverbrauch (Verbrauchen Männer* im Zuge ihrer Berufstätigkeit mehr?), CO2-Fußabdruck (Männer* fahren größere Autos) oder Fleischkonsum (Ernähren sich Frauen* sozialisationsbedingt fleischärmer?) entstand eine lebhafte Diskussion, die auch den Kontext dahinterstehender Machtstrukturen und symbolischer Ordnungen mit in den Blick nehmen konnte.
Aus Zeitgründen konnte der abschließende Part, wie Gender in klimapolitischen Handlungsfeldern stets mitberücksichtigt werden kann, nicht mehr im Workshop bearbeitet werden, so dass lediglich das vorbereitete Material an Interessierte ausgegeben wurde. Der Workshop endet an dieser Stelle, das Klimacamp selbst ging noch bis zum 12. August weiter.
Das bunte Programm ermöglichte zahlreiche weitere Verbindungen zu Klimawandel und Klimapolitik, darunter zu den Bereichen Flucht und Antirassismus, zu unserem Wirtschaftssystem, zum Umgang mit Technik und zu erneuerbaren Energien. Als Fazit bleibt, dass Gender selbstredend nicht DER eine Einflussfaktor für den Klimawandel ist. Das Soziale Geschlecht mitzudenken eröffnet jedoch neue Ansatzpunkte und Handlungsräume, die in Zeiten voranschreitender Klimaveränderungen unverzichtbar werden.
Bis zur globalen Geschlechter- und Klima-Gerechtigkeit ist es noch ein anstrengender Weg. Gehen wir ihn gemeinsam!